Trotz Corona – die alternative & kreative Tour 2020 vom 25. Juli bis 6. August

Eine Veranstaltung organisieren in Zeiten von Corona – das ist eine Sisyphos-Arbeit! Selbst wohlwollende Menschen in Gemeinden winken ab: „Kommt gern ein andermal, im Moment geht es nicht!“

Aber Aufgeben ist nicht unsere Sache und wenigstens ein bisschen Tour muss sein! Deshalb haben wir als Alternative jetzt folgendes auf die Beine gestellt:

Vom 25. Bis 30. Juli gibt es die Möglichkeit für eine Gruppe von maximal 50 Leuten auf dem Zeltplatz Hohenfelden in Thüringen (südöstlich von Erfurt, nahe Kranichfeld) auf einem Areal zu zelten. Wir organisieren außerdem Exkursionen in die Nähe und bieten hier den Platz zum Austausch und persönlichen Kontakt (so rar in diesen Zeiten!). Wenn das Wetter mitspielt, sind natürlich auch Workshops möglich …

Am 31. Juli startet eine Radtour durch die Region, in der die Tour de Natur 1991 entstanden ist – im Widerstand gegen die Thüringer-Wald-Autobahn. Die Strecke führt durch den Thüringer Wald über den Rennsteig und bis nach Bamberg in Oberfranken, wo wir am 6. August ankommen.

2020 ist einiges anders:

Wir fahren nicht als Demo, sondern als private Radler*innengruppe. Dafür nutzen wir kleinere Wege und werden mehr Natur erfahren!

Im Gegensatz zur „normalen“ Tour müssen wir für das Camp vorher wissen, wie viele Menschen kommen, auch für die nächsten Etappenorte. Du bezahlst deine Übernachtung privat und auch in Punkto Verpflegung können wir dir keinen Rundum-Service bieten.


Freitag, 31. Juli 2020, erster Tag der Corona-Alternativtour: Hohenfelden – Campingplatz Meyersgrund (47 km, 300 hm)

Das Corona-Alternativ-Camp fand in Hohenfelden statt: vom 25.-30. Juli 2020. Übernachtet wurde auf dem dortigen Campingplatz bzw. am nahegelegenen Schloss Tonndorf. Hier gab es in den Tagen zuvor u.a. einen Workshop zum Lastenradbau, der großes Interesse fand. Das fertige Rad wurde erprobt (s. Foto) und dann der Hausgemeinschaft Schloss Tonndorf übergeben.

Erprobung des am Schloss Tonndorf gebauten Lastenrades

Die meisten Teilnehmer des Alternativ-Camps schlossen sich der hier am 31. Juli beginnenden Corona-Alternativtour an, die bestes Sommerwetter nutzen konnte. Am späten Freitagvormittag ging es also weiter und hinunter in das Tal der Ilm, um dort den bekannten Ilmtal-Radweg zu radeln. Dieser Radfernweg folgt dem weitgehend unregulierten und somit mäandernden Fluss und zeigt im unteren Verlauf Auenlandschaften und Wiesenwirtschaft; gelegentlich sind alte Mühlen zu sehen und an einigen Stellen auch Fördertürme der einstmals bedeutenden Salinen.

Die Corona-Alternativtour unterwegs auf dem Ilmtal-Radweg

Samstag, 1. August 2020, zweiter Tag der Corona-Alternativtour: Campingplatz Meyersgrund – Masserberg OT Heubach (25 km, 330 hm)

Am Vormittag wurde – mit von der Frühsonne getrockneten Zelten – wieder losgeradelt. Es ging hinauf zum Rennsteig Bahnhof, was einige Höhenmeter nehmen ließ, aber trotz sommerlicher Hitze in den Waldwegen gut zu radeln war. Einige Touries ersparten sich den Anstieg und nahmen den Zug.

Pause am Rennsteig Bahnhof

Am Nachmittag fand in der sehr interessant renovierten Veranstaltungshalle (war früher der Güterschuppen und hat heute einige Eisenträger der alten Erfurter Bahnsteigsüberdachung erhalten) des Bahnhofs eine Information der Initiative „18 für 1“ statt. Diese Gruppe hat sich die Tourismus- und Infrastrukturverbesserung der 18 südöstlich des Rennsteig liegenden Gemeinden zur Aufgabe gemacht. Das zentrale Mittel zur Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in dieser „wunderschönen“ Region des Thüringer Waldes soll ein Radweg vom Bahnhof Rennsteig hinunter in Richtung Themar sein, welcher die 18 an der Strecke liegenden Gemeinden verbindet. Die Initiative ist sehr erfolgreich, kann auf breite Unterstützung in der Bevölkerung der Dörfer rechnen und hat mittlerweile lokale und auch Landespolitiker dazu veranlasst, dieses Vorhaben zu unterstützen. Das ist ein interessanter Gedanke für die Tour de Natur: Infrastrukturverbesserung durch den Bau und die Ausweisung von ländlichen Radwegen.

Sonntag, 2. August 2020, dritter Tag der Corona-Alternativtour: Exkursionstag in die Region um Heubach

Nach guter Nacht auf 700 m Höhe fand ab dem späten Vormittag eine Radexkursion in die Umgebung statt. Mit der Wegweisung eines (bekannten) Navigationssystems führte M. die Touries zunächst einen schmalen, grobschottrigen Weg hinunter, dann zweigte ein noch schmalerer Waldweg ab, der sich schließlich stark hangabwärts neigte, um sich nach etlichen Baumwurzeln gänzlich in den fichtennadelgepolsterten Waldboden aufzulösen. So galt es, wieder hinaufzuschieben.

Radschieben im Thüringer Wald

Die Alternativroute folgte wiederum dem Schotterweg, der auf eine schöne Wiese führte, auf der einige Begehungsspuren zu entdecken waren. Nun folgten die Touries diesem vorgeschlagenen Treck, der tatsächlich eine gewisse Entsprechung zu schmalsten Waldwegen aufwies, um dann steil hinunter in das Dorf Fehrbach zu führen. Hier waren fortgeschrittenste Fahrkünste aufzuwenden und/oder geschickte Bremsmanöver mit dem der Falllinie nur allzu willig folgenden Rad vorzunehmen. Aber die Tour de Natur hat ja nicht ohne Grund ihren Namen gewählt …

Wiesenquerung

Das erste Etappenziel war die Werraquelle, für die noch fast 200 hm als Anstieg zu bewältigen waren, mit stetiger Steigung – eine Herausforderung und ein geeigneter Anlass für Herz-Kreislauftraining, denn der Weguntergrund war bestens. Eine Asphaltstraße führt hinauf zur eingefassten Quelle und zur Einkehr in das hübsche Gasthaus gegenüber.