Das war die Tour 2015

Hier lest ihr die Vorschau aller Blogeinträge zur Tour 2015 von Braunschweig nach Cottbus in die Lausitz in chronologischer Reihenfolge
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Zusätzlich gibt es noch den zusammenfassenden Jahresbericht.

Bahn in der Fläche ausbauen!

In diesem Jahr führt unsere Strecke südlich um Berlin herum. In Rathenow thematisierten wir gestern am BAhnhof Rathenow die Brandenburgische Städtebahn, von der nur noch ein Stummel nach Brandenburg führt. Nach Norden ist die Strecke gekappt, die Verbindungen per Bahn und Bus sind extrem umständlich. Deshalb singen wir bei der Kundgebung "Es fährt kein Zug nach Rhinow mehr" und setzen uns zusammen mit dem VCD Brandenburg für einen besseren Bahnverkehr in der Fläche ein. Während der BUGA sind zwar die Verbindungen zwischen den Standorten gut per Bus erreichbar, aber was ist danach?

Brandenburgische Städtebahn: totes Gleis nach Norden

Auf dem Weg in die Lausitz haben wir es nicht versäumt, bereits heute in Potsdam das Thema Braunkohle und die Möglichkeiten der Energiewende in Brandenburg vor dem Landtag zu thematisieren. Frau Nonnemacher als Abgeordnete der Grünen hat uns auf die Problempunkte der Landespolitik aufmerksam gemacht. Die Tour de Natur hat das Theaterstück "Gerichtsverhandlung" aufgeführt.

Theaterstück zum Thema Braunkohle am Landtag

heiß ist's - Trinkpause im SchattenInzwischen hat die Tour de Natur über 500 km hinter sich gebracht und ist gestern bei ziemlicher Hitze in Byhleguhre eingetroffen. In den letzten Tagen waren bis zu 140 RadlerInnen dabei. Über Nacht haben kurze Gewitter und Regenschauer für etwas Abkühlung gesorgt. Gestern abend bekamen wir Besuch von Aktiven der Umweltgruppe Cottbus, die uns ein gutes Bild von dem Braunkohleabbau und den Folgen für die Region vermitteln konnten. Einerseits hängen natürlich Arbeitsplätze am Braunkohlestrom, doch nur noch ein paar Tausend Menschen und damit wesentlich weniger als noch zu DDR-Zeiten arbeiten in dieser Industrie. Die Erneuerbaren Energien werden gern vergessen, obwohl auch hier schon viele Menschen ihren Broterwerb gefunden haben. Das Dorf Proschim zum Beispiel erzeugt mehr Strom aus Sonne und Wind als es selber verbraucht.

Auch gern vergessen werden die Folgen für die betroffenen Dörfer, für die regionale Landwirtschaft und für den Tourismus im Spreewald, der von der Verockerung bedroht ist. Deshalb begibt sich die Tour heute per Rad nach Lübbenau, um dieses Thema öffentlich zu machen.

in Beeskow gegen Fracking und CO2-Verpressung

René Schuster von der Umweltgruppe Cottbus erzählt über die Folgen der Braunkohle

durch den märchenhaften Spreewald zur KundgebungGestern konnten wir ein bisschen in Byhleguhre entspannen und uns mit den Planungen für 2016 befassen. Nachmittags ging es dann nach Lübbenau ins Herz des Spreewaldes. Auf dem Weg dahin konnten wir bei angenehmen Temperaturen die schöne Natur genießen und bekamen mit, dass der Radweg entlang der Wasserarme auch zahlreiche Radtouristen anlockt.

In der touristischen Hochburg des Spreewaldes führten wir das Theaterstück "Gerichtsverhandlung - Braunkohle" auf und forderten von der Stadt Lübbenau, sich mit uns für den schrittweisen Ausstieg der Lausitz aus der Braunkohle einzusetzen. Schon allein aus eigenem Interesse sollten die Spreewaldorte aktiv werden, denn bei der Flutung der alten ausgekohlten Tagebaue tritt Eisenocker aus und fließt in die Spree. Und mit der Verockerung ist die Natur des Spreewaldes und damit auch der sanfte Tourismus bedroht.

In der Nähe von Vetschau ist die Verockerung bereits voll im Gange, das Absetzbecken soll wenigstens einen Teil des Schlamms auffangen. Sieben Fließe, sind bereits stark vom Ockerschlamm zugesetzt. Deshalb setzten wir am Reudener Graben zusammen mit Greenpeace Cottbus mit einer Aktion ein Zeichen zur Rettung der Spree und gegen weitere Tagebaue.

Ein weiteres Thema sprachen wir auf dem Marktplatz in Vetschau an - die Tierfabriken, die in Tornitz, aber auch an anderen Standorten in der Lausitz entstehen sollen.

Ockerschlamm hautnah!

 

Der heutige Tag entwickelte sich zu einer Herausforderung. Noch letzte Woche haben wir uns sehnlichst wärmeres und trockeneres Wetter gewünscht, doch nun wo die Sonne auf uns herrunterbrennt, ist eine Erfrischung im Badesee zur Mittagspause ein Segen.

Nichtsdestotrotz hielt uns das nicht auf, unsere Meinung kund zu tun:

Auf dem Marktplatz in Beeskow sangen wir selbstgedichtete Lieder gegen Fracking und wurden informiert über die CCS Projekte.

Nachmittags hielten wir noch an einer Windmühle und bereiteten uns auf das letzte Stück der Etappe vor.

Angekommen im Quartier bestand noch die Möglichkeit zu den zwei nahegelegenen Seen baden zu fahren und das kühler werdende Wetter zu genießen.

Der Tag wurde abgerundet mit einem Vortrag über den Braunkohleabbau im Spreewald und Umgebung.

Des weiteren ist die Unterkunft trotz improvisierter Dusche sehr angenehm, was uns auch sehr gelegen kommt, da hier morgen unser Aktionstag stattfinden wird...

 

"Dorf um Dorf verschwindet, wo man Kohle findet", war der Refrain des RadlerInnen-Chores auf dem Marktplatz (von Lübbenau).

Beim Kaschieren der von Baggern zerwühlten Landschaft nimmt die Brandenburger Landespolitik enorme ökologische Schäden in Kauf. Landschaften mit alten Tagebauen werden oberflächlich durch neu geschaffene Seen "aufgehübscht" (Vattenfall und Co. stellen sich schon jetzt als Naturliebhaber dar), während andernorts ökologisch desaströse Landschaftsveränderungen durch das Umleiten des Spreewassers verursacht werden. Der grossflächige Kontakt mit tieferliegenden Bodenschichten macht das Spreewasser als Lebensraum, bzw. für die Nutzung duch Menschen in manchennRegionen schon heute weitgehend unbrauchbar.

Das Open Air-Theater stellte die gegensätzlichen Positionen dar: "Bruno Bagger", ein Lausitzer Baggerfahrer fordert stur und eindimensional, das sei (s)eine Arbeit, wie geschaffen für ihn; gut bezahlt - ausserdem könne er sonst nichts anderes - er habe immerhin noch hohe Schulden für Haus, Auto etc. abzuzahlen... ; Danach spricht ein Kind; für die künftigen Genertionen. Es sieht den künftigen Konflikt bis hin zu Kriegen um die letzten Umweltressourcen eskalieren.

Für diese Weitsicht, für die Lebensgrundlagen künftiger Generationen fährt die Tour den Natur zwei Wochen quer durch das Land.

 

 

 

Überfreundlicher Empfang bei VattenfallsHeiß beginnt der heutige Tag, als wir uns auf die Räder zu Vattenfall begaben. Der Konzern bereitet uns einen scheinfreundlichen Empfang mit dem Spruch "Willkommen der Tour de Natur" und kühlen Getränken. Doch außer einem Grußwort hat der Kommunikationschef keine Argumente und Fakten. Die Tour präsentiert das Theaterstück "Gerichtsverhandlung - Braunkohle" und Protestlieder, aber auch zwei Lausitzer mit Redebeiträgen. Auch wenn Herr Roland von Vattenfall meinte, dass sich Vattenfall auf sachlicher Ebene bewegen würde, kamen überhaupt keine Entgegnung von Vattenfall - sind dem Konzern die Argumente ausgegangen? Medienvertreter von Funk und Fernsehen hatten sich angekündigt, sind jedoch der Kundgebung fern geblieben. Irgendwie enttäuschend. Vor dem Haus der Gewerkschaft hatten wir dann die Bezirksleiterin der IG BCE, die sich uns zur Diskussion stellte. Allerdings waren ihre Argumente nur die Arbeitsplätze, die es noch in der Braunkohle gibt und Braunkohle als notwendigen Bestandteil im Energiemix. Kein Wort zu den negativen Folgen, keine zu den Umsiedlungen und keine Ideen für einen Strukturwandel in den nächsten 15 Jahren in der Region.

TourerinnerungenIch, als Neuling, dachte ja, dass mir eine Woche solch ein aktives Radeln genügen würde oder gar zu anstrengend sein könne, aber nun ist mein Herz doch ein wenig weh, als wir für alle Gehenden den irischen Reisesegen im Kreis singen und danach (fast) alle singend los radeln. Wam, unser Küchenchef, prophezeite uns, dass wir uns schon mittags zurücksehnen, wenn wir uns selbst ein leckeres Essen besorgen müssen. Ja, so war es denn auch, zumal die Havelregion ziemlich menschenleer ist. - Die vielen Eindrücke rasen in meinem Kopf noch hin und her. Ich begleite die Radler in Gedanken, schaue in das sog. Muttiheft, in dem für jeden Tag der Ablauf steht. Mir wird erst jetzt richtig bewusst, wie gut wir versorgt waren.

Wir kommen übrigens auf unserer eigenen Tour tatsächlich durch Rhinow und singen für uns das Tour-deNatur-Lied: Es fährt kein Zug nach Rhinow mehr... (So etwas steht alles im Tour-Liederbuch!)

Mein großer Dank gilt denen, die das so perfekt vorbereitet haben. Ich empfand das "Zeitmanagement" sprich Abfahrt, Pinkelpausen, lange Mittagspause, das Ankommen ziemlich perfekt. Was hatte ich mir Gedanken gemacht: Klappt das mit dem Duschen? - Ja, es funktioniert, ich habe tatsächlichwundersamer Weise nie anstehen müssen. Auch das Übernachten in einer Turnhalle ist gut möglich, weil alle miteinander respektvoll umgehen und ab 22 Uhr Ruhe ist; es ist sogar ein tolles Erlebnis. Werde ich mich unter so vielen Menschen wohl fühlen? Ja, durch das Mitmachen, durch die Aktivitäten, das Radfahren entstehen rasch schöne Kontakte. Das gemeinschaftliche Leben hat mich beeindruckt.

Menschenbild Totenkopf "Coal kills" vor dem Kraftwerk JänschwaldeWieder so ein verdammt heißer Tag, an dem man schon beim Aufstehen anfängt zu schwitzen! Dennoch machten sich 75 tapfere RadlerInnen auf den Weg zur gemeinsamen Aktion vor dem Kraftwerk Jänschwalde auf.

Dort waren wir nicht allein, sondern es kamen viele weitere per Zug und Bus an, insgesamt mehrere hundert Menschen aus der Lausitz und allen Teilen Deutschlands, aus Polen, Tschechien und vielen weiteren Ländern. Zunächst ging die Demo zum Haupteingang des Kraftwerks bevor es zum Parkplatz ging, auf dem die Aktivisten sich zu einem Menschenbild formierten. In Hitze und Staub, doch alle machten motiviert mit! Anschließend ein Süppchen und Wasser oder Kaffee und geistigen Input von mehereren Sprechern aus der Region dies- und jenseits der Neiße. Nach der Rückfahrt zum Camp ging es dann auch richtig in die Neiße, deren kühles Nass schön erfrischte! Bis nach Polen rüber bin ich geschwommen ...

Heute abend wartet der spannende Film über den Braunkohle-Widerstand "Auf der Kippe" und viel Musik auf die Camp- und die TourteilnehmerInnen.

 

Kinderbotschaft an Vattenfall