Am Mittwoch war das Hauptthema der Tour de Natur die Aartalbahn. Wir sind von Heidenroth, Ortsteil Kemel nach Bad Schwalbach, Ortsteil Hettenhain, gefahren.
Einen Zwischenstopp legten wir für eine Diskussionsveranstaltung mit Günter F. Döring (Verkehrsdezernet Rheingau-Taunus-Kreis, das ist in Hessen), Manfred Niebel (Arbeitskreis Aartalbahn) sowie Klaus Röhrich (Stellv. Vorsitzender des Nassauische Touristik-Bahn e. V.) in Zollhaus (Nassau, Rheinland-Pfalz) ein. Moderiert wurde die Diskussion und anschließende Fragerunde von Matthias Hecklau.


Fotos der Diskussion. Frontales Foto v. l. n. r.: Matthias Hecklau, Günter F. Döring, Manfried Niebel, Klaus Röhrich (rückwärtiges Foto genau andersrum)
Bei der Diskussion wurden einige interessante Aspekte genannt, die hier kurz aufgelistet seien:
- Der hessische Teil der Aartalbahn ist denkmalgeschützt, der Streckenabschnitt in Rheinland-Pfalz nicht
- Im Rahmen des Wiesbadener Citybahn-Vorhabens wären die Gleise wohl auf Meterspur (= Spurweite in Mainz) umgebaut worden. In Wiesbaden fiel jedoch ein entsprechender Bürgerentscheid 2020 durch (alle Parteien außer FDP dafür; die CDU ist dann aus Koalitionsgründen "umgefallen". Auf Bürgerseite wurde die Sorgen um Bäume sehr stark thematisiert), weswegen auch die Straßenbahn durchs Aartal weit unwahrscheinlicher geworden ist und die Reaktivierung in normaler Spurweite greifbarer scheint
- Güterverkehr wird über die Aartalbahn wegen der Steigung wohl kaum stattfinden
- Der Museumsbahnverein führt seit 13 Jahren keine Fahrten mehr durch (weil ein Lkw eine Brücke zerstört hat). Der Verein besteht jedoch weiter und wird sich erst dann wieder auflösen, wenn die Bahnstrecke reaktiviert ist.
- Der Zustand der Gleise ist so gut, dass die Strecke eigtl. (mit leichten Zügen) in Betrieb gehen könnte. (Bei der Citybahn-Variante hätte der Unterbau getauscht werden müssen) in jeder Variante müssen jedoch die Haltepunkte ausgebaut werden: Zuwegung, Sitze, etc..
- Das Unternehmen Schäfer will Güter über die Schiene transportieren.
- Die hessischen Bestrebungen sind weiter als die rheinland-pfälzischen. Das liegt wohl unter anderem an einer laufenden Neuaufstellung des RLP-Verkehrsministeriums, wodurch dieses nicht so gut an den gemeinsamen Konferenzen teilnehmen kann
- Der Kosten-Nutzen-Faktor ist hervorragend (das gilt insbesondere seit den neuen Richtlinien Juni/Juli). Es werden jetzt sogar Planungskosten gefördert. Vormals hatte ein Landesrechnungshof den guten Kosten-Nutzen-Faktor infragegestellt.
- Der Plan ist, vorerst Dieselzüge fahren zu lassen und im Lichte des sich dann ziemlich sicher einstellenden Erfolgs die Elektrifizierung der Strecke (Ziel: S-Bahn-Takt) vorzunehmen.
Im Anschluss an die Diskussion durften wir auf einem fünfteiligen Hebeldraisinen-Verband fahren. Die erste Runde kam nicht so weit, aber in der zweiten Runde konnten wir sogar ein kleines Stück nach Hessen reinfahren. (Hochfahren. Zurück nach Zollhaus ging es dann nach unten. Auf der Abfahrt braucht man kaum zu hebeln, um immer schneller zum Startort zurückzukommeln.) Eine Stunde später würden wir das Tal an der gleichen Stelle nochmal passieren, aber nicht mehr auf den Gleisen, sondern eben mit dem Rad und auf der B54.
