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14. Tag der Tour de Natur 2017. Am Vormittag beteiligte sich die TdN an einer Kundgebung, die die „Pfälzer Initiative: Entrüstet Euch!“ auf dem Stiftsplatz im Zentrum von Kaiserslautern veranstaltete. Conny Burkert-Schmitz von der Initiative begrüßte die TdN und erläuterte den Zusammenschluss zahlreicher Initiativen der Friedensbewegung, die sich allesamt für die Beendigung militärischer Interventionen und kriegerischer Konflikte in der Welt einsetzen. Ramstein steht wie ein Symbol für den Militarismus: Hier befindet sich der größte Truppenstützpunkt der USA außerhalb ihres Territoriums und damit zugleich die bedeutendste Logistikeinrichtung für die militärischen Aktivitäten der USA in Europa, Asien und Afrika.
Danach schilderte Reiner Braun von der Initiative „Stopp Air Base Ramstein“, welche Größenordnung dieser Truppenstationierungsbereich im Pfälzer Wald erreicht hat. Ungefähr 50.000 Personen sind hier stationiert bzw. als Angehörige vor Ort. Die Immobilienwirtschaft in der Region Ramstein und Kaiserlautern profitiert sehr von einem solchen Reservoir an Mietinteressenten; gleiches gilt für die Automobilbranche und für einige Geschäfte. Für den Aufbau und den technischen Betrieb der Militäreinrichtungen werden jedoch kaum mehr deutsche Auftragnehmer genommen, angeblich wegen Sicherheitsrisiken. Der „Wirtschaftsfaktor“ US Air Base hat kontinuierlich an Bedeutung verloren. Demnächst wird mit dem Neubau eines Militärkrankenhauses begonnen. Das riesige Kostenvolumen von immerhin 1 Milliarde Euro geht überwiegend an US-amerikanische Firmen. An dieser Investitionssumme ist die Bundesrepublik übrigens mit 120 Millionen Euro beteiligt.
Zum Abschluss der Kundgebung führte die Theater- und Orchestergruppe der TdN ihr szenisches Spiel „Der Todesengel“ auf. So entfaltete sich ein zutiefst eindrucksvolles Bild. Zu den ruhigen und fast sphärischen Klängen des Pachelbelschen Kanons tanzen mehrere Paare. Ein Engel, dessen Flügel zwei Gewehre bilden, durchschreitet diese Menschengruppe und bestimmt mit stummer Geste die Männer, seinem Befehl zu folgen und in den Krieg zu ziehen. Verzweifelt und klagend trennen sich die Paare; Begeisterung ist bei einem anderen Paar zu sehen. Die Männer marschieren – bis ein Knall ihrem Marsch und Leben ein jähes Ende setzt. Aus dem Hintergrund kommt eine zarte Melodie: „Sag mir, wo die Blumen sind“, das wohl bekannteste Anti-Kriegslied. Der Todesengel schaut ernst und ohne jedwede Anteilnahme auf das Geschehen. Vielleicht können nur mit dieser Haltung Kriege geplant und durchgeführt werden.
Am späteren Vormittag startete die TdN auf die 20 km lange Strecke nach Ramstein. Der Duffield Circle ist ein Kreisverkehr an der größten Zufahrtsstraße nahe am Eingangstor der Air Base; hier gab es einen Info-Stopp. Reiner Braun informierte zu den militärischen Aktivitäten auf der Militärbasis. Die US-Drohneneinsätze werden vorgeschlagen von militärischen Informanten in den Einsatzgebieten; die Beschussentscheidungen werden im Gefechtszentrum in den USA veranlasst und technisch in Flugsteuerung umgesetzt; diese technische Signalsteuerung muss dann in Ramstein als Relaissteuerung bestätigt werden und wird dann an die Einsatzdrohnen weiter geleitet. Schätzungen gehen davon aus, dass das US-Militär bislang insbesondere im Irak, in Syrien, Afghanistan, Libyen, Somalia und Jemen ca. 16.000 Personen getötet hat. Davon waren 80% Zivilpersonen! Für diese Tötungen gab und gibt es keinerlei Rechtsgrundlage. Nicht nur das Völkerrecht steht dagegen, sondern auch unser Grundgesetz, das explizit kriegerische Handlungen auf deutschem Boden ohne Kriegserklärung verbietet. Eine heikle Frage richtet die TdN deshalb an die Bundesregierung und die Parteien: Warum wird nichts unternommen, um diese kriegerischen Aktivitäten auf deutschen Territorium festzustellen und zu beenden?
In die Gesamtbilanz der Wirkungen dieser Militärbasis müssen jedoch noch weitere Effekte einbezogen werden. Der direkt über die Stadt Kaiserslautern verlaufende Flugverkehr der Air Base verursacht eine enorme Lärmbelastung. Die Air Base Ramstein fungiert auch als Schaltzentrale für die in Europa stationierten Atomraketen der Nato, damit auch für die auf der einzigen Abschlussbasis in Deutschland in Büchel (Pfalz) stationierten. Hierdurch wird diese Region zum primären Ziel für die gegnerische Seite. Man stelle sich das vor: ein Gegen- oder Erstangriff mit Atombomben vernichtet Ramstein, Kaiserslautern, die Pfalz ...
Auf dem Marktplatz von Ramstein fand am Nachmittag das von der TdN unter Mitwirkung der „Pfälzer Initiative: Entrüstet Euch!“ vorbereitete Friedensfest statt. Vielfältige Aktivitäten belebten den Platz: Musik, Bühnen- und Puppentheater, Gestaltung eines Friedensplakats, Basteln von Kranichen (Symbol der Friedensbewegung in Japan) sowie Strategien friedlicher Konfliktlösung („Fishbowl“ als besondere Variante der Gruppendiskussion) und Möglichkeiten der Friedenserziehung (kooperative Spiele). Die Küche der TdN lud zu einem veganen Essen ein, denn auch die Gewinnung von und -Versorgung mit konventioneller Nahrung ist weltweit mit erheblichen Konflikten bis hin zu Kriegen verknüpft.
Zum Abschluss fasste die TdN ihre Forderungen nochmals zusammen: Friedliche Konfliktlösung statt immer neuer Kriegseinsätze; Stopp den völkerrechtswidrigen Drohneneinsätzen! Wer kann dem eigentlich nicht zustimmen?