Rückbick auf die Tour de Natur 2016 – von Groningen nach Kiel

2016 war in mehrfacher Hinsicht eine besondere Tour de Natur. Es ging über die Grenze ins Nachbarland Niederlande und die Tour sollte auch sonst etwas anders sein – mehr positive Aspekte aufnehmen, den TourteilnehmerInnen mehr Zeit und Raum geben, um sich auszutauschen, Workshops zu gestalten …
Viel Sonnenschein, eine tolle Stimmung und vielfältige Themen mit noch mehr Leuten als in den Vorjahren; es war alles in allem eine gelungene Umweltradtour!

Die Erwartungen von uns OrganisatorInnen wurden schon in Groningen übertroffen, denn mit mehr als 130 RadlerInnen an einem so schwer erreichbaren Startpunkt hätte wirklich niemand gerechnet. Die Vorbereitung der niederländischen Etappen brachte auch so manch unerwartetes Hindernis mit sich.

Immer nach Osten ging es durch die Provinz Groningen und durch das nördliche Niedersachsen und einmal quer durch Schleswig-Holstein. Die Strecke führte über die drei großen Flüsse, die in die deutsche Nordsee münden. Jede der drei Flussquerungen geschah auf eine andere Art und Weise: über die Ems per Brücke, die Weser unterquerten wir im Tunnel und über die Elbe fuhren wir ganz klassisch mit der Fähre. Es ging durch weitgehend radelfreundlich ebenes Gelände bis an den Nordseestrand und an die Kieler Förde. Hoch ging es in der Regel nur auf den Deich. Die längste Steigung war wahrscheinlich die vom Scheitel des Wesertunnel zurück ans Tageslicht. Das Wetter war ideal zum Radfahren – die Temperatur lag zwischen 20 und 25°C und es gab nur wenig Regen. Der Wind war auch auf unserer Seite – oder eher noch in unserem Rücken;-)

Insgesamt waren 225 RadlerInnen dabei, im Schnitt 140 pro Tag – das war die größte Beteiligung in den letzten 15 Jahren!

Etwa ein Drittel aller RadlerInnen ist die kompletten zwei Wochen dabei gewesen und hat die gesamte Strecke von gut 600 km zurück gelegt. Auffallend war auf dieser Tour auch wieder die große Anzahl von Familien mit Kindern. Die jüngste Teilnehmerin war gerade mal 8 Monate alt. Auch einige TeilnehmerInnen aus den Niederlanden und Belgien waren mit dabei.

Zusammen mit zahlreichen Aktiven aus den durchradelnden Regionen haben wir hoffentlich den Stein ins Rollen gebracht – für die Friesenbrücke über die Ems und die Eisenbahnstrecke Groningen-Leer, für besseren Radverkehr und dafür, dass nicht Energiekonzerne die Interessen der BürgerInnen und des Umweltschutzes ausstechen.
Klimaschutz beginnt beim Essen

Ein ganz großer Dank geht an Wam Kat und seine Crew der mobilen Küche „Fläming Kitchen“, die nicht nur wegen der hohen Teilnehmerzahlen spontan Lebensmittel nachkaufen mussten, sondern auch im Rahmen der oft knappen Zeit regelrecht Wunder vollbracht haben. Sie haben nicht nur dafür gesorgt, dass immer alle satt geworden sind, sondern dies auch mit total gutem Gewissen! Denn natürlich soll auch die Tour selber so klimafreundlich wie möglich ablaufen. Neben der für alle selbstverständlichen Mobilität mit dem Rad gab es deshalb eine rein pflanzliche Verpflegung – bio und möglichst regional. Was für die einen ganz normal ist, stellte dagegen für andere eine Herausforderung dar – und wieder für andere wurde es zum Aha-Erlebnis!

Als kleines Dankeschön sind TourteilnehmerInnen am letzten Abend auf die andere Seite des Kochtopfs gewechselt und haben selber den Löffel geschwungen. Wam und seine fleißigen HelferInnen durften endlich mal entspannen und sich zuerst bedienen lassen 😉

Klimaschutz beginnt beim Essen

Ein ganz großer Dank geht an Wam Kat und seine Crew der mobilen Küche „Fläming Kitchen“, die nicht nur wegen der hohen Teilnehmerzahlen spontan Lebensmittel nachkaufen mussten, sondern auch im Rahmen der oft knappen Zeit regelrecht Wunder vollbracht haben. Sie haben nicht nur dafür gesorgt, dass immer alle satt geworden sind, sondern dies auch mit total gutem Gewissen! Denn natürlich soll auch die Tour selber so klimafreundlich wie möglich ablaufen. Neben der für alle selbstverständlichen Mobilität mit dem Rad gab es deshalb eine rein pflanzliche Verpflegung – bio und möglichst regional. Was für die einen ganz normal ist, stellte dagegen für andere eine Herausforderung dar – und wieder für andere wurde es zum Aha-Erlebnis!

Als kleines Dankeschön sind TourteilnehmerInnen am letzten Abend auf die andere Seite des Kochtopfs gewechselt und haben selber den Löffel geschwungen. Wam und seine fleißigen HelferInnen durften endlich mal entspannen und sich zuerst bedienen lassen 😉

Heute wird die Küche bekocht

In diesem Jahr sollten positive Themen mehr in den Vordergrund stehen. Am Startpunkt Groningen haben wir gesehen, wie man Lösungen für mehr Radverkehr schaffen kann. Verschiedene Projekte wie die Kieler Scholle machen es vor, und tolle Ideen für den Alltag gab es bei „Einfälle statt Abfälle“ zu bestaunen und nachzubauen.

Besondere Begeisterung kam am Quartier in Cuxhaven auf, das in Strandnähe direkt hinterm Deich lag. Die Wattwanderungen machten die schützenswerte Natur erlebbar. Watt, Moore und Flusslandschaften zeigten die Naturschätze des Nordens.

Wie in den Vorjahren hat die Tour de Natur zahlreiche Umweltprobleme angesprochen und lokale Inititiativen bei ihrem Widerstand unterstützt.

Energiepolitisch fing das bereits beim Thema Gasförderung und Erdbeben in der Provinz Groningen an. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein ging es um Atom- und Kohlekraftwerke und den Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Klimafreundliche Mobilität braucht eine gute Infrastruktur für Radverkehr und für die Eisenbahn, aber keine weiteren Betonpisten. Die Tour hat an der kaputten Eisenbahnbrücke über die Ems für einen schnellen Wiederaufbau demonstriert und bei der Fahrt durch den Wesertunnel gegen die Autobahn A20.

jugendliche Jongleure

Es galt Argumente wie „Arbeitsplätze schaffen“ oder „den Wirtschaftsstandort sichern“ zu entlarven, hinter dem sich nur zu oft rein privatwirtschaftliche Profitinteressen verstecken – und die beste Lösung für alle zu finden.

Warum wird zum Beispiel ein ganzer Flusslauf ausgebaggert und aufgestaut, nur damit eine Werft im Binnenland immer größere Kreuzfahrtschiffe bauen kann? Die Folgen der Flussvertiefungen haben wir im Theaterstück „Der Fischer un sine Fru“ dargestellt.

Wie die Atomwirtschaft funktioniert, erklärte unser Aktionstheater in nicht einmal 10 Minuten. Politiker und selbst Wissenschaftler knicken vor der Macht des Geldes ein.

Zerstörung, Ungerechtigkeit und Wachstum wider jede Vernunft – das berührt viele Menschen, nicht nur, wenn sie direkt betroffen sind. Doch für andere zählt nur der Wirtschaftsstandort und Arbeitsplätze. Mit Musik, bissigen Liedern und Straßentheaterstücken konnten wir die Themen auch Außenstehenden nahe bringen. Die Straßenshow hat übrigens erst während der Tour seinen letzten Schliff erhalten und konnte nur durch das Mitwirken zahlreicher TourteilnehmerInnen umgesetzt werden.

Auch das bunte Treiben der kleinen Tourteilnehmer war immer wieder toll anzusehen. Die Kinder sind durch die Turnhallen und Gänge getobt, haben überall geniale Spielplätze gefunden. Die Jugendlichen fanden ihresgleichen und spielten Karten oder „Werwolf“.

Bezeichnend ist der Ausspruch eines Vaters und langjährigen Touraktiven: „Auf der Tour kann ich besser entspannen als wenn ich allein mit der Familie und unseren drei Kindern unterwegs bin. Denn hier weiß ich, dass immer jemand da ist und ein Auge auf die Kinder hat.“

Schön war es auch zu beobachten, wie die Tour den Rahmen schafft, der viele Menschen – aus der Region oder von weither – miteinander ins Gespräch bringt. Neben Fachsimpeleien über Fahrradtechnik, den Austausch über vegane Kochrezepte oder wie man den Alltag mit dem Fahrrad meistert, gab es zahllose Diskussionen über die Umweltthemen, die jedem von uns unter den Nägeln brennen. Und über gute Ansätze und Lösungen, die es vielleicht ja schon irgendwo gibt. Wie man sich zum Beispiel in seiner Stadt für einen besseren Radverkehr einsetzen kann oder was das Mietshäuser-Syndikat so macht. Viele Ideen für den Alltag und fürs Aktivwerden vor Ort – und das gute Gefühl, nicht allein zu sein – das schafft Impulse für die 50 Wochen bis zur nächsten Tour!
Nach der Tour ist vor der Tour!

Während der Tour 2016 haben wir schon wieder Ideen für die Tour de Natur 2017 gesammelt. Ob die Tour durch den Südwesten geht oder doch woanders, entscheidet sich auf dem Nachtreffen in Kassel vom 30.9. bis zum 3.10.2016.
Selber aktiv werden für die Tour de Natur 2017

Vielleicht hast du dich schon gefragt: Wie stellt man denn so eine große Raddemo auf die Beine? Das geht nur mit vielen, die sich ehrenamtlich für die Tour engagieren. Die rund 15-20 Leute kommen aus verschiedensten Ecken Deutschlands und sind auch vor Ort für Umweltschutz oder soziale Themen aktiv. Dem Engagement für die Tour de Natur sich dadurch natürliche Grenzen gesetzt. Außerdem ist nach dem intensiven Einsatz für die eine Tour auch mal andere Dinge dran: Familie, Garten, Hund …

Deshalb freuen wir vom „Organisationsteam“ uns über Unterstützung, Nachwuchs und frische Ideen! Klinkt dich gern ein. Ein bisschen Tourerfahrung und die Lust, dieses einzigartige Projekt voran zu bringen, reichen eigentlich aus. Alles weitere findet sich. Und je mehr Hände mitmachen und Köpfe mitdenken, desto besser! Denn es gibt zahlreiche große und kleine Aufgaben. Sehr wahrscheinlich wirst du beim Mitmachen sogar Talente und Fähigkeiten an dir entdecken, die du noch gar nicht kanntest. Meld dich einfach in unserem virtuellen Büro und komm auf jeden Fall zum nächsten Tourtreffen.
Streckenkarte Tour de Natur 2016

Thematischer Bilderbogen 2016 – was war alles los?

Wir möchten dich einladen, dich mit uns an die zahlreichen tollen Momente zu erinnern. Du kannst im Tourtagebuch schmökern.
Oder klick auf die Fotos auf der rechten Seite und erfahre, was wir in den 15 Tagen von Groningen bis Kiel alles an Themen angeschnitten und für Aktionen gemacht haben!