Live-Blog

  • Abenteuer am „Grünen Band“ und in der VW-Stadt

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    Gestern sind wir von Magdeburg gen Westen Richtung ehemalige innerdeutsche Grenze. Kurz hinter Magdeburg gab es einen ersten Infostopp zum Themen Ansiedlung der Intel-Fabrik, durch die nicht nur bestes Ackerland verloren geht, sondern die Fabrik benötigt eine sehr viel Wasser, was von weit her kommt.

    Kurz vor der ehemaligen DDR-Grenze ging es dann um das leidige Thema Atommüll. In Morsleben haben wir gemeinsam mit der Bürgerinitiative am Atommüll-Endlager dafür protestiert, dass eine bestmögliche Lösung für den Atommüll gefunden wird.

    Abends haben wir Menschen aus der Region getroffen, die sich für die Natur und eine nachhaltige Entwicklung in der Region einsetzen sowie Geschichte(n) an der Grenze eingefangen.

    Heute ging es mit inzwischen 105 Radelnden entlang des Grünen Bandes nach Oebisfelde, wo die Tour in der Sumpfburg (der ältesten noch erhaltenen in Europa) willkommen geheißen. Anschließend ging es im Regen zusammen mit einem Ranger durch den Drömling, ein Niederungsgebiet, das teilweise wieder verlässt wird und wo sich Biber heimisch fühlen (so heimisch, das sie auch Entwässerungskanäle stauen und sehr effektiv Hektarweise Wiesen unter Wasser setzen).


    Am späten Nachmittag schließlich radelt die Fahrraddemo in die Autostadt ein. Am Quartier diskutieren wir mit den Aktivist:innen Tobi und Cosimo von Amsel44 über die faschistische Vergangenheit von VW und die aktuelle Klimaproblematik und Möglichkeiten zur Transformation und Verkehrswende. Mit zahlreichen kreativen Aktionen haben sie ein „zartes Pflänzchen“ geschafft. Die Tourteilnehmenden konnten vorab den Trailer des Filmes sehen, der gerade n noch fertig produziert wird. Ich bin sehr gespannt!


  • Montag, 22.07.2024, 3. Tag der Tour de Natur: von Magdeburg nach Helmstedt (59 km)

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    Heute startete die Tour de Natur pünklich, also kurz nach 09:30 Uhr, mit ungefähr einhundert Radler:innen – nach gutem Frühstück aus Wam’s Küche: Müsli oder warmer Brei und/oder Brot mit veganen Aufstrichen oder Marmelade oder Erdnussmus, dazu Tee oder Kaffee.

    Die Einnahme des Frühstücks fand vor der Turnhalle der Waldorfschule Magdeburg statt. Hier fehlten Bänke oder andere Sitzgelegenheiten; die Stufen der Treppe zum oberen Schulareal dienten manchen als Ersatz. Jetzt durchaus häufiger zu sehen: mitgeführte eigene Sitzmöbel wurden aufgestellt.

    Wie schon am Vortag hatte wiederum Sebastian den Hut auf für (vulgo: leitete) diese Tagestour, die nun „auf Strecke“ ging und von Magdeburg über Wanzleben nach Eilsleben, also durch die Magdeburger Börde führte, um dann nach Morsleben und weiter Helmstedt zu gelangen, das zwischen Lappwald und Elm gelegen ist.

    Erstes Etappenziel war jenes Areal am Rande des Dörfchens Schleibnitz, das ungefähr 15 km entfernt von Magdeburgs Innenstadt und ungefähr 7 km vom Siedlungsgebiet des Vorortes Ottersleben liegt. Schleibnitz wird umgeben von der Magdeburger Börde, einer intensiv (nicht extensiv) bewirtschafteten – vom Weizen- und Zuckerrübenanbau in großen, oftmals riesigen Feldschlägen geprägten, weitgehend ebenen Landschaft –, deren Boden sehr fruchtbar ist.

    Hier am Rand der Feldmark von Schleibnitz erwartete die Touries ein Experte: Jürgen Hartmann, Berater für ökologischen Landbau i.R. und Kenner sowohl der agrarwirtschaftlichen und der landschaftsökologischen Entwicklung als auch der Bebauungsplanung der gesamten Region. Auf einer Ackerfläche von 400 ha bzw. 1000 ha, wenn künftige Bauvorhaben und die Ansiedlung von Zulieferbetrieben auf 1000 ha berücksichtigt werden, soll die Intel-Chip-Fabrik entstehen.

    Wirtschaftspolitisch werden mit diesem Großprojekt mehrere Ziele verfolgt: Reduzierung der Abhängigkeit deutscher und europäischer Firmen vom von China bedrohten Taiwan, dem Standort des Weltmarkführers in avancierter Chipherstellung, sowie Schaffung von 8000 Arbeitsplätzen hier – und das heißt auch: in den neuen deutschen Bundesländern, die vom Ende des Braunkohlentagebaus und der Braunkohlenverstromung massiv betroffen sind (die Tour de Natur befasste 2015 sich mit diesem Problem insbesondere in Cottbus: Diskussion mit Vertretern von Vattenfall und der IG BCE Bezirksvertretung). Ungefähr 10 Milliarden Euro werden in das ca. 30 Milliarden kostende Intel-Projekt als Steuermittel fließen. Zum Vergleich: Der gesamte Landeshaushalt beträgt für Sachsen-Anhalt im Jahr 2024 ca. 13 Milliarden Euro. Damit ist klar: Hier müsste fast der gesamte Landeshaushalt verausgabt werden – oder die Steuereinnahmen des Bundes fließen in dieses Unternehmen.

    Vortrag von Jürgen Hartmann am geplanten Intel-Bauvorhaben bei Schleibnitz

    Das vermutlich größte ökologische Problem der Intel-Chip-Fabrik ist deren Wasserverbrauch, der – so hob Jürgen Hartmann hervor – in einer Region stattfinde, die eh unter erheblichem Niederschlags- und Grundwassermangel leide. Die Magdeburger Börde liegt im Windschatten des Harzes, hat zwar die höchsten Boden(güte)punkte, aber bringt bei konventioneller Landwirtschaft nur dann höchste Erträge, wenn die Feldfrüchte mit Grundwasserentnahme gewässert werden, was wiederum den hier eh niedrigen Wasserspiegel nochmals reduziert. Obendrein, so Jürgen Hartmann, sind die so erzeugten Pflanzen deutlich „schwächer“ als jene, die im ökologischen Landbau wachsen, und müssen deshalb mit hohen Dosen an Pestiziden „behandelt“ werden. Das ist auch ein „Geheimnis“ des so ertragreichen, konventionellen Anbaus auf Deutschlands besten Böden.

    Die Methode der industriellen Landwirtschaft ist in den LPG-Betrieben der ehemaligen DDR eingeführt worden. Auf den heutigen, noch immer riesigen Feldschlägen, die von Agrargenossenschaften oder Argrarfimen, d.h. den Rechtsnachfolgern der LPGs und Volkseigenen Güter, bewirtschaftet werden, sind noch häufig Brunnenringe zu sehen. Bewässerungskanonen verteilen dieses wertvolle Grundwasser nicht nur in den Boden und dort nach Abzug der Verdunstungsmenge an die Pflanzen, sondern – bei solch einem sommerheißen Tag wie heute in beträchtlichem Maße – auch in die Atmosphäre.

    Obendrein sind die meisten Hecken(gehölze) in der Magdeburger Börde zugunsten der Maximierung von Anbauflächen entfernt worden. Die erheblichen mikroklimatischen Effekte der Hecken (insbes. Verminderung der Windaustrockung) sind damit ebenso verloren gegangen wie die Kleinbiotope, die Vögeln und Insekten in diesen Hecken Lebensraum boten.

    Blick auf noch bestehende und funktionale Gehölzreihen (links sowie weit im Hintergrund) am künftigen Intel-Chip-Fabrik-Areal, weiter rechts (nicht mehr im Bild) disfunktionale, d.h. massiv windbruchgefährdete Baumheckenpflanzungen mit Hybrid-Pappeln

    Der Wasserbedarf der Intel-Fabrik soll das Mehrfache von dem betragen, was die Tesla-Fabrik den trockenen Sandböden Brandenburgs entnimmt. Aber nicht nur die Menge ist riesig, auch die für die Chipproduktion geforderte Wassergüte (Trinkwasserqualität) lässt ein kaum lösbares Problem aufkommen. Die Stadt Magdeburg bezieht einen beträchtlichen Teil ihres Trinkwassers aus der bewaldeten Heide um das ca. 30 km nördlich gelegene Colbitz (den Truppenübungsplatz Colbitz-Letzlinger Heide besuchte die Tour de Natur im Jahr 2015), die als Grundwasserspeicher nicht weiter belastbar ist.

    Als Ersatzressource wird erwogen, das saubere Wasser aus dem Drömling (die Tour de Natur wird diese Region am Folgetag durchradeln) zu gewinnen. Dieses im 18. Jahrhundert trockengelegte Moorgebiet emittiert wie alle nicht wiedervernässten Moore große Mengen Kohlendioxid. Deshalb wird dort in einem Langzeitprogramm der Wasserspiegel kontinuierlich angehoben, was den zwischen den Entwässerungsgräben Wiesenmaht und tw. auch Ackerbau betreibenden Landwirten sehr zuwider läuft. Den Drömling also als Wasserquelle für den Bedarf des Intel-Werks anzuzapfen, würde die CO2-Emissionen des dann wieder unter Sauerstoffzufuhr sich zersetzenden Torfes massiv erhöhen.

    Bleibt noch die Idee, zur Wassergewinnung den nahegelegenen Fluss, die Elbe, anzuzapfen. Über deren fatale Wasserbilanz in den trockenen Jahreszeiten gab es ja schon am Vortag Informationen von Ernst Paul Dörfler. Touries ergänzten, dass einige der stillgelegten Braunkohlentagebaue in der Lausitz bereits mit Elbwasser „geflutet“ (= jahrzehntelang befüllt) werden und nach dem jetzigen Ende des Braunkohlenabbaus noch sehr viel größerer Wasserbedarf für die Auffüllung der nun offen gelassenen Geländelöcher entstehen wird.

    Obendrein gibt es prominente, neue Elbwasserinteressenten. Die – 2015 von der Tour de Natur im Spreewald besichtigte – Verockerung der Nebenbäche bzw. Zuflüsse durch eisenhaltige Ausschwemmungen der aufgeschütteten Tagebaufolgelandschaften kann vermutlich nicht mehr durch Absetzbecken allein aufgefangen werden. Das Einfließen von für Tiere und Pflanzen giftigen Eisenoxids sowie der schädlichen Schwermetalle, des Arsen (Gift) und der radioaktiven Stoffe in das Spreewasser lässt sich kaum mehr aufhalten. Damit wird auch die spreewasserbasierte Versorgung Berlins gefährdet. Die saubere Elbe sollte dann helfen …

    Kurzum: All diese Planungen illustrieren, dass auch in Deutschland die Folgenlast von Großprojekten in einen regionalen Umverteilungskampf übergeht, in dem einige Regionen ihren Vorteil finden und zugleich andere noch weiter belastet und ausgebeutet werden. Die Tour de Natur fährt deshalb auch zu den „Verlierern“ dieses ruinösen Zugriffs auf unsere Lebensgrundlagen, um ihnen öffentliche Aufmerksamkeit und Unterstützung zu bieten und daran zu erinnern, dass letztlich wir alle die Verlierer sein werden.

    In dem kleinen, mit Kopfsteinpflaster aufwendig sanierten Städtchen Wanzleben wurde in der Nähe des Marktplatzes eine Pause eingelegt. Öffentliche Toiletten waren dort vorhanden. Auch diese (sanitäre) Versorgung der Touries wird bei der aufwändigen Streckenplanung mitbedacht.

    Pausenstop neben dem Marktplatz von Wanzleben

    Zur Mittagsrast radelte die Tour weiter durch die Börderegion in die Kleinstadt Seehausen. Auf dem Areal des Sportplatzes am südlichen Ortsrand hatte Fläming-Kitchen schon alles für die Mittagsmahlzeit vorbereitet

    Am frühen Nachmittag führte die Etappe nach Eilsleben, wo einige Touries den Bahnhof aufsuchten, um zum Etappenziel Helmstadt zu reisen. Auch der Schreiber dieser Zeilen musste dort Feder und Tinte aus der Hand legen, um für eine Unterbrechung von sieben Tagen der Tour fernzubleiben.

    Die Tour radelte weiter nach Morsleben, einem besonders heiklen Kapitel deutsch-deutscher Umweltpolitikgeschichte, um die Tagestour danach in Helmstedt mit einer Kundgebung zu beenden.

    Text: KH3; Fotos: KH3


  • Sonntag, 21.07.2024, 2. Tag der Tour de Natur: Exkursionstag Magdeburg (76 km)

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    Bei bestem Sommersonnenwetter radelten ca. 60 Touries vom Quartier, der Waldorfschule Magdeburg, durch die Landeshauptstadt, querten die Elbe und folgten dann dem (rechtsseitigen) Elbradweg in Richtung Süden. Schon bald nach Verlassen des Siedlungsgebietes wurden sie mitten ins Thema des Exkursionstages geführt: Naturschutz.

    Radeln durch die Elbauen – eine großartige Natur- und Kulturlandschaft zeigt sich hier mit Solitärbäumen, oftmals Eichen, die aus den weiten Wiesenflächen emporragen, ab und an kleinere Gehölze oder gar hoch aufgewachsene Waldstücke und dazwischen: extensive (also nicht intensive) Landwirtschaft zur Heugewinnung, aber tw. auch zum Getreideanbau. Diese offene Landschaft bleibt nur offen, wenn diese bewirtschaftet und damit offen gehalten wird. Und die Auenwälder bleiben nur, wenn sie hinreichenden Wasserzugang haben.

    Auenwald nahe der Elbe bei Pretzien

    Am Petziener Wehr gab es einen Infostopp. Dieses technische Bauwerk wurde 1875 fertiggestellt. Bei Elbhochwasser werden die Schotten gehoben. Der Elbstrom kann dann einen Teil der Wassermassen in den Elbumflutkanal, die „Alte“, einst mäandrierende Elbe bringen und damit die Gefahr einer Überflutung der niedrig gelegenen Teile Magdeburgs erheblich mindern, was aber bei Extremhochwassern wie 2013 „lediglich“ eine Senkung des Elbpegels um ca. 50 cm ausmachte. Ganze Stadtteile von Magdeburg mussten damals geräumt werden. Dieses europaweite Extremwetterereignis zeigte die schon jetzt eintretenden fatalen Folgen des Klimawandels. Zugleich wurde damit deutlich, dass die Elbe mehr „Bett“ braucht, also auch die weiten Auenwälder und die alten Elbarme.

    Infostopp am Pretziener Wehr

    Die Radroute führte dann nah an die Elbe heran. An einer gut zugänglichen Uferstelle erwartete Ernst Paul Dörfler die Touries, ein Experte für die Ökologie der Elbauen und ein vielgefragter Referent und Buchautor. Im Verlagstext zu „Aufs Land: Wege aus Klimakrise, Monokultur und Konsumzwang“ (München: Hanser, 2021) liest Frau und man dazu: „Wir haben den Blick für das Wesentliche verloren: unser Wohlergehen und das der Natur. Wir leben in engen Städten. Wir arbeiten viel, um immer mehr zu konsumieren. Leidenschaftlich und kompetent ruft der Ökologe Ernst Paul Dörfler dazu auf, endlich auszubrechen und nachhaltige Lösungen zu finden. Der Weg dorthin führt aufs Land. Als unbequemer Umweltschützer schon in der DDR vermittelt er glaubhaft wie kein Zweiter, was freies und selbstbestimmtes Leben bedeutet und wie es gehen kann. Wer weniger braucht, muss weniger arbeiten und verdienen, schont zugleich die natürlichen Lebensgrundlagen, lebt zufriedener und gesünder.“

    Bei beträchtlicher Sommerhitze lagerten die Touries am Elbstrand im Schatten der dort wachsenden Pappeln und erfuhren, dass die Elbe die größten Auenflächen Europas an ihren Ufern hat.

    Gefährdet wird diese einzigartige Landschaft durch das noch immer in Planung befindliche Vorhaben, die „Bundeswasserstraße Elbe“ zu einem frachtschiffgängigen Fluss zuzurichten, was eine erhebliche Vertiefung erforderlich machte, die dann wiederum den eh schon niedrigen Grundwasserspiegel der Auenlandschaft noch weiter senkte und damit das Austrocknen der Auenwälder forcierte. Was in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist: Die Elbe ist ein überwiegend ungestauter Fluss, der im Sommer Niedrigwasserstände von weniger als einem Meter hat. Eine Frachtschifffahrt auf diesem Fluss oberhalb von Geesthacht – hier ist das im Flusslauf erste Stauwerk errichtet worden – zu ermöglichen, erforderte immense Investitionen und schädigte die Flusslandschaft massivst.

    Ernst Paul Dörfler informiert am Elbstrand über das Ökosystem der Elbe und Elbauen

    Bei hochsommerlicher Hitze radelten die Touries nun in Richtung Barby weiter. Die meisten querten die Elbe über die einstmalige Eisenbahnbrücke, die nach der sog. Wende nicht wieder in Funktion gebracht worden ist.

    Fuss- und Radweg über die Elbe-Brücke bei Barby

    Die Alternativroute führte per Schiff in Barby über die Elbe – mit Nutzung der Gierseilfähre. Auf der linken Elbeseite nah beim Fähranleger hat das Elbe-Saale-Camp seinen Standort und erwartete die Tour de Natur als Gäste.

    Versammlungs- und Gemeinschaftszelte des Elbe-Saale-Camps bei Barby

    „Seit 1993 führen Mitglieder dieses Aktionsbündnisses im Mündungsbereich der Saale ein mehrtägiges internationales Camp durch, um auf die unumkehrbaren Folgen der geplanten (und zum Teil bereits realisierten) Baumaßnahmen hinzuweisen. Das Aktionsbündnis zählt zu den Mitbegründern des Netzwerkes Flusslandschaften Elbe-Saale-Havel-Oder.“ (Text von dem Homepage des Camps).

    Ernst Paul Dörfler lud Touries und Camp-Aktivisten zu einer kleinen vogelkundlichen Exkursion ein. In unmittelbarer Nachbarschaft des Camps wohnt eine fünfschnäbelige Storchenfamilie auf ihrem Horst und schaute gelassen auf die selbst unten im Schatten noch schwitzenden Menschen hinab.

    Storchennest am Elbe-Saale-Camp

    Die Ausführungen von Ernst Paul Dörfler zum „Liebesleben der Vögel“ – so der Titel seines just erschienenen Buches (München: Hanser) spendeten Trost und Sorge zugleich. Den Störchen und großen Raubvögeln (ganz in der Nähe befindet sich auf einem Hochspannungsmast das Nest einer Seeadlerfamilie) darf monogames Verhalten oder zumindest „Horsttreue“ und nachfolgend Wiederbeginn der Horstgemeinschaft mit dem letztjährigen Horstabschnittsgefährten attestiert werden. Bedenklicher stimmen die Nachrichten über die kleinen Gefiederten: „So leben Vögel weit weniger monogam, als häufig angenommen, und der Klimawandel verstärkt diese Tendenz sogar noch: Extreme Schlechtwetterlagen beflügeln den Partnerwechsel unter Vögeln.“ (Verlagstext)

    Wams Küche versorgte die Touries mit einer schmackhaften Mittagsmahlzeit. Die Bäckerin des Camps hatte leckere Kuchen vorbereitet, so dass reichlich geschlemmt werden konnte.

    Jutta Röseler, die sich seit vielen Jahren als Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins Flussregenpfeifer für das alljährliche Elbe-Saale-Camp engagiert, begrüßte die Touries und schilderte die Aktivitäten des Camps, das in seinem Programm einiges zu bieten hat.

    Begrüßung der Touries im Elbe-Saale-Camp (rechts: Jutta Röseler)

    Dann wurde es Zeit, die Rückfahrt anzutreten. Leider zog ein Gewitter auf, und die nochmals 35 km per Rad zurückzulegen, das war die eine Möglichkeit, von der – dem Regen und Sturm trotzend – die meisten Touries Gebrauch machten. Nicht unwesentlich trug zur Stimmungsverbesserung der Reggae-Sound bei, den Ivo und Celina vom Lastenrad aus in die Radlergruppe diffundieren ließen. Und die anderen nutzten die Regionalbahn; Bahnhöfe gab’s mehrere an der Strecke.

    Unterwegs bei sommerlicher Sonne
    Unterwegs bei Sommerregen

    Die Rückfahrt der Touries erfolgte – wie standardmäßig bei der Tour de Natur – als angemeldete Demonstration, muss also mit den Ortspolizeibehörden abgestimmt und von diesen genehmigt und begleitet werden. Dieser durchaus hilfreiche Service – manche Autofahrer:innen verstehen besser, dass eine große (= lange) Radlergruppe nicht einfach überholt werden kann (und darf), wenn sie auf ein solches Dienstfahrzeug am Ende der Tour blicken – fiel angemessen aus: Es reichte ein Polizei-Bulli als Schlussfahrzeug. Die Tour sichert an Kreuzungen/Einmündungen und unterwegs im Seitenbereich durch ihre eigenen Ordner und das hat sich wieder mal bewährt.

    Text: Karl-Heinz3; Fotos: Simone, Ommo, KH3