Der Blog der Tour de Natur 2016
von Groningen nach Kiel
Tourwerbung auf der Köhlbrandbrücke
19.06.2016 — Susanne Timm
Die versprochene Sonne kam nicht hervor, doch zum Glück wurden die rund 25.000 Radfahrer*innen auf der Hamburger Fahrrad Sternfahrt vom Regen verschont.
Größte Attraktion war auch in diesem Jahr wieder die Fahrt über die Köhlbrandbrücke – dem Hamburger Wahrzeichen, das 363 Tage im Jahr* den Autofahrern vorbehalten bleibt. Heute gab es dagegen eine viele Kilometer lange Fahrradschlange über die Brücke! Vom Rad lässt sich der phantastische Blick über den Hafen und zum Michel so richtig genießen, gerade auch bei der schnellen Abfahrt zum anderen Köhlbrandufer!




Mit dabei auf rund 45 Kilometern durch Hamburg war das Plakat der Tour de Natur 2016 – gut sichtbar auf meinem Fahrradanhänger montiert. Zahlreiche Menschen fragten nach und bekamen von mir einen Tourflyer. Hoffentlich sind ganz viele von ihnen auch auf der Tour dabei!
Den Abschluss der Hamburger Sternfahrt bildete eine Kundgebung auf dem Rathausmarkt mit großem Geklingel und Gesprächsbeiträgen zum Thema Fahrradstadt Hamburg und den bis dahin zu bewältigenden Hürden. Am 21.6. geht es übrigens beim TAZ Salon auch um dieses Thema: „Vorfahrt fürs Fahrrad“.
Ganz großen Glückwunsch nach Berlin für mehr als 100.000 Unterschriften für den Volksentscheid Fahrrad – heute wird so richtig gefeiert!
Wesertunnel: Freie Fahrt für Autofahrer sticht Demonstrationsrecht? NEIN!!
22.07.2016 — Susanne Timm
Morgen, 23. Juli, geht es in Groningen los – zwei Wochen Tour de Natur bis Kiel. Kurz vor Tourstart kommt immer der spannende Moment, wenn der Demonstrationsbescheid vorliegt. Denn die Änderungen können den Ablauf der Tour ziemlich beeinträchtigen. Ein Beispiel im letzten Jahr war eine Brückensperrung kurz vor Potsdam, wodurch die sowieso lange Etappe noch ein paar Kilometer länger wurde. Aber in so einem Fall lässt sich eben nichts ändern!
In anderen Fällen geht es jedoch um unser Recht auf Demonstration. In diesem Jahr wird uns also die Fahrt durch den Wesertunnel untersagt. Die Begründungen sind mehr als fadenscheinig und berücksichtigen nicht im mindesten das Demonstrationsrecht, sondern scheinen vielmehr ein Zugeständnis an das vermeintliche Recht der Autofahren zu sein, überall und immer fahren zu dürfen!
Das Kuriose an der Sache ist, dass es uns bei unserer geplanten Strecke durch den Wesertunnel genau darum geht: Dass nämlich Autoverkehr und neue Autobahnprojekte immer Vorrang haben vor dem Schutz von Menschen (vor Lärm, Abgasen, Unfalltod) und der Natur! Und dass ganz konkret die geplante Autobahn A20, für die der Wesertunnel als erstes Filetstück schon 2004 gebaut wurde, wertvolle Naturschutzgebiete beeinträchtigen, aber auch viele Steuergelder verschlingen würde. Mögliche Alternativen werden jedoch nciht in Betracht gezogen.
Dass neue Straßen mehr Verkehr nach sich ziehen, ist altbekannt. Deshalb müssen wir den Teufelskreis durchbrechen und die Weichen auf ökologisch verträgliche Mobilität stellen. Es muss sich in dieser immer noch autofixierten Gesellschaft etwas ändern – im Kopf und im Handeln. Keine neuen Autobahnen, stattdessen bessere Chancen für Radfahren, Bahn&Bus und für den Fußverkehr …
Deshalb bestehen wir als Tour de Natur auf unser Recht, auch durch den Wesertunnel zu demonstrieren! Wir lassen den Bescheid genau prüfen und werden höchstwahrscheinlich Klage einreichen. Es bleibt also weiter spannend, ob wir am 29. Juli durch den Wesertunnel radeln dürfen … wir sind zuversichtlich, dass wir Erfolg haben werden, so wie 2008, als wir uns das Demonstrieren auf der A44 erstritten haben.



Update 24. Juli: Die Tour de Natur hat Klage eingereicht und wartet gespannt, wie das Gericht in erster Instanz entscheidet!
Update 27. Juli: Einstweilige Verfügung – wir dürfen durch den Tunnel!
Tourstart in Groningen – Sonne, gute Stimmung und 130 RadlerInnen sind dabei!
24.07.2016 — Susanne Timm
23 Juli: Anreise – und Radverladeaktion in Leer
Bedingt durch die zerstörte Friesenbrücke bei Weener gab es keinen sinnvollen Zugverkehr von Leer nach Groningen. Daher organisierten wir kurzfristig einen Fahrradtransport von Leer über die Ems bis zum Tourstart. So kamen auf den verschiedensten Wegen die 130 TeilnehmerInnen nach Groningen – per Rad, per Bus, per Fähre …


Am Nachmittag gab es einen tollen Auftakt in Groningen mit drei Exkursionen geführt von lokalen Mitgliedern des „Fietsersbond“ (Radfahrerbund). Spannende Infos über eine Stadt mit 200.000 Einwohnern und rund 50.000 Studierenden, die über 60% Radfahranteil im Stadtbereich hat. Jetzt wird z.B. daran gearbeitet, Velorouten zu den weiter draußen gelegenen Ortschaften zu bauen, damit auch die Menschen von dort mit dem Rad nach Groningen pendeln können!



Quartier hatten wir im Parcivalcollege nahe dem Hauptbahnhof aufgeschlagen. Der Innenhof war rappelvoll mit fast 30 großen und kleinen Zelten, die Turnhalle ebenfalls gut mit mehreren Dutzend Matten gefüllt. Und gleich nach Ankunft gab es das erste Essen von Wams „Fläming Kitchen“.
Klage eingereicht: Gegen das Verbot, den Wesertunnel zu befahren, hat unser Anwalt Klage eingereicht. Die Begründungen der Behörde sind nicht wirklich stichhaltig. Jetzt wird es spannend, wie das Gericht in erster Instanz entscheidet.
24.Juli: Toureröffnung auf dem Grote Markt
Das Tourgefühl kam auch am Sonntagmorgen auf der ersten Etappe auf, denn mit so vielen Rädern gemeinsam zu radeln macht nicht nur Spaß, sondern auch Eindruck – selbst in einer Radfahrerstadt wie Groningen! Es gab eine lebhafte Diskussion mit Bennie Leenhuis. Der Fraktionsvorsitzende von Groen Links und Verkehrsexperte erzählt, was in Groningen den Radverkehr gefördert hat und welche Projekte die Innenstadt für Radfahrer und Fußgänger in Zukunft noch attraktiver macht.
Erste Station war in Nordbroek an einer Gasförderstelle. In der Region nehmen die Erdbeben zu und schädigen zahlreiche Gebäude – das führt zu sozialen Konflikten.
Das 2. Mal dabei – keine Anfängerin mehr
25.07.2016 — Annett ex GP
Trotzdem bin ich aufgeregt. Wen treffe ich wieder? Wie wird dieses Mal das Erleben sein? Na, die Bahnfahrt war schon aufregend genug, und in Leer die ersten bekannten Gesichter! Freude pur!
Und dann in Groningen/NL: das Fahrradparadies und es wird unglaubliches berichtet, z.B., dass die Ampelphasen für Radler kürzer sind, wenn es regnet!! Aber das muss mensch alles selbst erleben/erradeln.
Aber jetzt ist ja schon Montag und das Wetter ist immer noch gut. Heute ist der „Ruhetag„, der angefüllt ist mit verschiedenen Workshops. Ich war mit auf Exkursion zur Beobachtung der bedrohen Wiesenweihe. Mit viel Enthusiasmus berichtete ein Mensch von seiner Arbeit. Ich habe sie nicht gesehen, aber den engagierten Mann zu erleben, das war schon super.
Verflixt, die Zeit reicht nicht, denn gleich gibt es einen Vortrag zur Emsvertiefung, und eine kurzer, kräftiger Regenschauer brachte den Zeitplan durcheinander.
Bis bald Annett
Die Tour kommt über die Grenze – Aktion an der kaputten Friesenbrücke
26.07.2016 — Susanne Timm
Heute sind wir bei wolkigem und sonnigem Wetter von Winschoten über die Grenze nach Weener und Papenburg geradelt. Auf dem Emsdeich in unmittelbarer Nähe der kaputten Eisenbahbrücke von Weener haben wir mit einem Theaterstück symbolisch den Stein ins Rollen gebracht, damit diese Brücke schnell wieder aufgebaut wird und in der Zwischenzeit gute Lösungen gefunden werden – für die lokalen Pendler zur Emsquerung und für die Bahnreisenden, gerade auch diejenigen mit Rädern.
Von beiden Emsseiten kamen die stellvertretenden Bürgermeister/in, aus der Provinz Groningen der Fraktionsvorsitzende von Groen Links – an alle drei haben wir mit dem Stein den Auftrag weitergegeben, sich einzusetzen.





Ein weiteres Ziel auf dem Weg nach Papenburg war die Meyerwerft. Am Vorabend hatten wir bereits von der BI „Rettet die Ems“ erfahren, welch gravierende Auswirkungen die Ausbaggerungen der Ems haben. Hier an der Werft sahen wir, wie riesig die Pötte sind, die hier gebaut werden. Diese Problematik hat die Tour als Theaterversion von „Der Fischer und sine Fru“ in der Fußgängerzone von Papenburg dargestellt.
Ein ereignisreicher Tag, den Vorträge zur Bedeutung der Moore abgerundet haben.
Mit 198 RadlerInnen durch den Wesertunnel
29.07.2016 — Susanne Timm

Heute kam der spannende Moment – die von uns vor Gericht erstrittene Durchfahrt durch den Wesertunnel. Das allererste Mal in 12 Jahren Tunnelgeschichte durfte eine Fahrraddemo durch den Tunnel!
Geholfen hat bei der Entscheidung sicherlich auch, dass zur Zeit in der Weser sehr wenig Wasser ist. Und dass vor ein paar Tagen die große Autofähre zwischen Nordenham und Bremerhaven den eingenen Pier zum Bremsen benutzt hat und diesen dabei für mehrere Wochen unbenutzbar gemacht hat! Schon wieder!
Schon gestern und heute haben uns viele Menschen an der Straße angesprochen „Ach, ihr seid das mit dem Wesertunnel“ oder „Hab schon von euch gelesen, viel Spaß!“. Die kurzfristige Werbung über die Bürgerinitiativen links und rechts der Weser und die Artikel in diversen Zeitungen haben ihre Wirkung getan – zu den rund 130 Tour de Natur-TeilnehmerInnen gesellten sich um die 70 Einheimische, die mitradelten. Auch im Radio wurde berichtet und die AutofahrerInnen vor dem Stau gewarnt. Heute abend gibt es in Bremerhaven eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Autobahn A20, für die der Wesertunnel das inoffizielle erste Teilstück darstellt.




Wer Lust hat, kann sich der Tour de Natur noch anschließen – bis 6.8. ist sie unterwegs bis Kiel!
Bergfest der Tour de Natur am Nordseestrand
31.07.2016 — Susanne Timm
Gestern war das Wetter gemischt mit Regenschauern am Weserdeich und Sonnenschein ab Mittag. Ebenso gemischt war die Stimmung. Der Demozug ist auf 150 TeilnehmerInnen angewachsen, denn zum Wochenende sind zahlreiche neue Teilnehmer hinzugekommen, aber es haben sich auch schon einige verabschiedet, die in der ersten Tourwoche mitgeradelt sind. Bei schönstem Sonnenschein gab es eine laute und bunte Kundgebung in Cuxhaven mit Protestliedern, Straßentheater und Musik zum Thema Elbvertiefung. Viele Passanten blieben interessiert stehen.
Heute morgen passte das Wetter mit leichtem Regen zur Abschiedsstimmung. Für die einen kommt der Augenblick der Abfahrt, aber es kommen auch ständig neue Menschen hinzu, um die kommende Woche weiter bis Kiel mitzuradeln. Gern kann jede/r mit funktionstüchtigem Rad, Isomatte und Schlafsack ein Stück mitkommen!





Von Cuxhaven geht es Dienstagmorgen weiter, bis dahin gibt es Zeit für Wattwanderungen, Baden, Musik machen, Workshops …
Watt und Deichlandschaft
03.08.2016 — Susanne Timm
Die letzten beiden Tage haben uns die Landschaft der unteren Elbe und des Wattenmeers näher gebracht. Endlose Weiten bei der Wanderung nach Neuwerk. Spannend war es zu sehen, wie sich Menschen verhalten, die wir nur auf dem Rad kennen. Denn die langsame Fortbewegung zu Fuß entschleunigt doch noch ein Stück mehr!





Um so erschreckender, dass der Ölkonzern Dea diese einmalige Landschaft ausbeuten und im Falle einer Katastrophe zerstören könnte! Deshalb unbedingt dagegen protestieren. Aber auch die Zurückgebliebenen haben tolle Erfahrungen machen können – zum Beispiel einen Ausflug zum Bürgerbahnhof Cuxhaven. Nichts ist abstoßender für Bahnreisende als einen toten Bahnhof. Deshalb begrüßen wir die Wiederbelebung des Bahnhofs Cuxhaven.
Heute ging es nur weiter die Elbe hinauf, Deiche, Flusslandschaft und am gegenüberliegenden Ufer das inzwischen abgeschaltete AKW Brunsbüttel. Hier waren im Übrigen auch mehrere Kohlekraftwerke geplant, die jedoch alle verhindert werden konnten. Zur Mittagspause in Belum kamen Aktive gegen das geplante Kohlekraftwerk Stade, die über das Kraftwerksprojekt von Dow, aber auch über alle bisher geplanten und zum Glück verhinderten Kohlekraftwerke berichtet haben.




Morgen geht es dann über die Fähre nach Glückstadt, wo es wieder um die Energiewende, um die Abschaltung des AKW Brokdorf (soll noch bis 2021 laufen!) und um das Kohlekraftwerk Stade gibt. Dort werden wir zusammen mit den Aktiven und unserem Tourtheater hoffentlich dem einen oder anderen die Augen öffnen! Mittagspause ist dann direkt am AKW Brokdorf.
Beim 2. Mal dabei – und schon ist es auch wieder vorbei für mich nach 10 Tagen
03.08.2016 — Annett ex GP
Heute, beim immer wieder aufkommendem Regen in Hamburg, denke ich mitfühlend und wehmütig an „meine“ Mitradler von der Tour. Etliche schöne Erlebnisse, nachdenklich machende Vorträge und Informationen, bewegende Momente beim Durchfahren des Wesertunnels. Aber ach, alles reicht nicht an Worten um meine diesjährigen persönlichen Eindrücke zu schildern. Regelmäßig während der Tour zu schreiben, das habe ich einfach nicht geschafft. Es ist einfach so viel los, so viele Gespräche, Begegnungen und helfende Hände bei der Küchenarbeit sind auch gefragt. So ca. 150 Teller, Tassen, Löffel und Gabeln abzuwaschen, abzutrocknen, in passende Kisten einzusortieren, das ist schon ein Job, der in der Gemeinschaft wirklich Spaß macht. Was habe ich für Bilder im Kopf? Wie Wam, der Koch, morgens liebevoll die große Müslischale mit Früchten dekoriert. Da gab es auch ein Jubiläum bzw. zwei: zum 5. Mal bekocht Wam die Tour (Danke Wam und dem Team!) und die Tour ist seit 25 Jahren unterwegs.
Ein Training in Toleranz, so drückte es eine Teilnehmerin aus. Ja, das ist die Tour auch. Eine Herausforderung für alle, dass sie wieder statt findet, dass der kleine Kreis der Organisatorinnen ausreichend groß ist. Diese bange Frage, wie es denn im nächsten Jahr wird, die habe ich oft gehört. Auch mir ist die Tour wichtig geworden.
Mir hat es viel Freude gemacht, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, wenn ich Flyer verteilt habe. Wenn z.B. eine Aktion in den Städten war und die Menschen in den kleineren Orten doch recht verdattert geguckt haben, welche Horde bunter Radler da einfällt. Ich hoffe, ich habe einige neugierig gemacht. Mir gefällt, die bunte Mischung von Alt und Jung, Single, Familien mit Kindern. Die Jugendlichen tun sich zusammen und die Familien unterstützen sich gegenseitig.
Was mich natürlich auch immer wieder noch gewundert hat, dass immer wieder alles funktioniert, ins Lot kommt. Wie viele Toiletten gibt es – wie viele Waschbecken – wie viele Duschen – ist das Wasser warm oder kalt oder auch zu heiß (wie in Cuxhaven) wie groß ist die Halle – wie ist die Zeltmöglichkeit – und hat die Küche genügend Platz? Das sind so die elementaren Fragen. War ich manchmal erschrocken, so wurde es doch gut. In Brake z.B. fing es an zu regnen, als wir ankamen. Die Halle war nicht wirklich groß, aber „irgendwie“ haben wir drinnen gegessen und aus einem winzigen Raum, vollgestopft mit Sängern und Musikern, erschallten abends kräftige Lieder, als ich von der Diskussion über die A20 heimkam. Und mein Zelt, das habe ich auch das erste Mal bei leichtem Regen aufgebaut, auch das ging.
Wie vielleicht zu merken ist, bin ich noch ziemlich angefüllt mit Erlebnissen, und das Geschriebene ist wirklich nur ein klitzekleines Bruchstück. In Gedanken bin ich mit Euch und ich hoffe, dass es nicht nur ein Vorsatz ist, ein wenig mitzuhelfen bei der nächsten Tour, damit sie wieder wahr wird. Denn das wollen wir alle!
Ich könnte jetzt noch schreiben, wie bewegend das Abschiedslied ist, was morgens gesungen wird, aber das mache ich nächstes Jahr. Am Bahnhof in Cuxhaven waren wir plötzlich eine kleine Gruppe Heimreisender, die spontan am Bahnsteig noch gesungen haben. So ist es, und jetzt höre ich auf, bevor ich richtig sentimental werde.
Über die Elbe
03.08.2016 — Susanne Timm
Nachdem gestern die Sonne noch die Herzen der inzwischen auf 160 RadlerInnen angewachsenen Gruppe erfreute, kam über Nacht eine Regenfront. So ging es mit Regenklamotten los – zur Fähre Wischhafen nach Glückstadt. Vorbei am kilometer langem Stau der Anreisenden für das Wacken Open Air. Die versprochene Sicht auf Brokdorf war von Nieselregen verschleiert. Doch die Kundgebung in Glückstadt blieb zum Glück trocken. Was passiert, wenn Atom- und Kohlekraftwerke einspeisen und gleichzeitig der Wind kräftig weht? Dann werden Windräder abgeregelt, obwohl sie eigentlich vorrangig einspeisen dürfen! 1% der erneuerbaren Energien wird so verschwendet, besonders oft wird in Schleswig-Holstein abgeregelt, weil Großkraftwerke wie Brokdorf und Moorburg die Netze verstopfen.
Nach dem Aktionstheater der Tour, das zeigt, wie die Atomwirtschaft läuft, konnte das Publikum erfahren, wie es mit dem Atommüll im Zwischenlager Brunsbüttel aussieht. Von der anderen Elbseite ist Gabriele Brockhausen angereist, denn dort plant Dow ein neues Kohlekraftwerk.
Weiter ging’s nach Brokdorf und nach Wilster, wo wir mit dem Aktionstheater die Passanten und Gäste einer Eisdiele auf unterhaltsame Art und Weise zumn brisante Thema Atomkraft informiert haben.
Zum Abschluss des Tages erreichen wir die Waldorfschule Itzehoe mit einem tollen Gelände – und sogar die Sonne kommt wieder raus.





Angekommen in Kiel!
07.08.2016 — Susanne Timm
Mit gut 600 km auf dem Tacho und zahlreichen Erlebnissen im Gepäck ist die Tour in Kiel eingetroffen. Hier warten noch die letzten Umweltthemen – Fracking am Schwedeneck und die feste Fehmarnbeltquerung, gegen die die „Beltretter“ mobil machen. Im übrigen ist hier das andere Ende der Autobahn A20, gegen die die Tour in diesem Jahr bereits am Wesertunnel protestiert hat (Es gibt auch ein Video von der Durchfahrt auf Youtube.)
Die letzten Tourtage durch Schleswig-Holstein waren abwechslungsreich. Das Wetter hat sich gehalten und der Wind die RadfahrerInnen zeitweise sogar kräftig geschoben. Alternative Wohnprojekte, Badeseen, eine tolle Abendveranstaltung mit Heiner Monheim und vieles mehr gab es hier im nördlichsten Bundesland. Bei der Einfahrt nach Kiel waren auch Lastenräder ein Thema. Denn damit lassen sich Möbel von IKEA nach Hause transportieren, Brot für alle 130 RadlerInnen einkaufen oder auch die Technik für einen Filmabend von A nach B fahren. Kostenlose Lastenräder gibt es beim Kieler Tretwerk.
Ein Besuch bei dem Autor von „Einfälle statt Abfälle“ zeigt, was sich aus Schrott alles für Lastenräder und viele andere Dinge basteln lässt. Aus alten Schläuchen und Drahtresten lassen sich prima Spanngummis machen, aus alten Glasflaschen Trinkgefäße, Sturmlichter und anderes Gerät. Andere TourteilnehmerInnen haben den ganzen Nachmittag geschnippelt und in den Töpfen gerührt, damit Wam und seine Küchencrew mal Pause machen können und selber bekocht werden.








Heute gibt es ein letztes Mal gemeinsames Frühstück unter freiem Himmel, während nach und nach Grüppchen in Richtung Bahnhof aufbrechen. Der Abschied lässt Wehmut aufkommen – wird es eine Tour 2017 geben?
Ideen zur nächsten Tour de Natur gibt es bereits – lass dich überraschen oder bring dich selber mit in die Vorbereitung ein! Denn nur mit ganz vielen fleißigen HelferInnen können wir diese selbst organisierte Radtour wieder auf die Beine stellen. Mit dem Newsletter kannst du übers Jahr auf dem Laufenden bleiben.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nehmen wir Abschied von Kiel.